Im Herbst konnte wieder eine Schulfahrt nach Polen – die Gedenkstättenfahrt nach Treblinka/Polen und Stolpersteinverlegung in Sadowne – stattfinden. Alle 24 Schülerinnen und Schüler aus 14 Klassen verschiedener Bildungsgänge sind volljährig und waren vollständig geimpft. Wie die Lernenden freuten sich auch die begleitenden Lehrerinnen, Katrin Nodorf und Jeanette Triebel, auf eine interessante Bildungsreise.
Mit dem Bus ging es nach Brok, einer kleinen Stadt am Bug. Für fünf Tage stand unserer Reisegruppe das gastfreundliche Hotel direkt am Fluss allein zur Verfügung.
Die erste Begegnung mit der „Gedenkstätte Treblinka“ wurde mit dem Besuch des neu gestalteten Museums und einem Dokumentationsfilm über das Lager eingeleitet. Begleitet von einer museumspädagogischen Führung haben wir die weitläufigen Außenanlagen des ehemaligen Arbeits- und Vernichtungslagers in einem mehrstündigen Rundgang erkundet.
Am zweiten Tag trafen wir uns mit polnischen Schülerinnen und Schülern im Ort Sadowne. Hier sprach zu uns Frau Olton, die Enkelin der Bäckersfamilie, die von NS-Angehörigen erschossen wurden, weil sie zwei hungrigen jüdischen Frauen, Brot zum Essen gaben. Die jungen Frauen wurden ebenfalls von den deutschen Soldaten ermordet.
Vor dem ehemaligen Wohnhaus haben wir in Anwesenheit des Bürgermeisters, des Landrats, des Schulleiters und eines Filmteams fünf Stolpersteine verleg. Die fünf Steine sowie eine überreichte Holzplastik wurden aus Spenden unseres Lehrerkollegiums und unserer Schüler und Schülerinnen finanziert. Das Verlegen solcher Erinnerungssteine ist in Polen noch ein besonderes Ereignis!
Alle Anwesende hörten den persönlichen Erinnerungen der Enkelin mit Betroffenheit zu und gedachten der Opfer des Naziregimes.
Gespräche bei Kaffee und Kuchen im Schulkomplexe und der Besuch im kleinen Heimatmuseum rundeten die Schülerbegegnung ab.
Im Museum Treblinka erfuhren wir vom tragischen Schicksal des Arztes und Kinderheimleiters Janusz Korczak, der vom Warschauer Ghetto gemeinsam mit seinen Kindern in das Vernichtungslager Treblinka transportiert wurde. Später sahen wir noch den Spielfilm über sein Leben.
Im Anschluss nahmen wir uns zwei Stunden Zeit für den Rundgang über das Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers. Das Steinmonument und die 17.000 Gedenksteinen vermitteln eindrucksvoll eine Vorstellung vom Ort des Grauens. Man nimm an, dass hier, für uns nicht vorstellbar, an einem Tag 17.000 Menschen den Tod fanden.
Am dritten Tag besuchten wir die Berufsfachschule in Malkinia Gorna. Von den polnischen Gastgebern wurden wir sehr freundlich empfangen und mit leckerem Gebäck bewirtet. Ein von der Deutschlehrerin erdachtes Quiz lockerte auf heitere Weise die Stimmung und leitete den Gedankenaustausch über Schule und Ausbildung ein.
Zusammen mit den polnischen Schülern ging es dann nach Treblinka, wo wir gemeinsam einen Baum der Erinnerung pflanzten.
Im Museum zeigte uns die Mitarbeiterin einen Teil ihrer Forschungsarbeit. Sie stellte in einer Power-Point-Präsentation die schweren Einzelschicksale der wenigen Überlebenden des Aufstandes vom 2. August 1943 des Arbeits- und Vernichtungslagers dar.
Am vierten Tag besuchten wir letztmalig nach Treblinka. Mit einem Gedicht, von einer Schülerin selbst verfasst, einer Schweigeminute, einem Blumengesteck und brennenden Kerzen nahmen wir auf sehr würdevoller Weise Abschied von der Gedenkstätte.
Dann ging die Fahrt nach Warschau. Wir besichtigten die Gedenktafeln und Steine, die seit 2008 den Verlauf der Grenzmauer des Warschauer Ghettos markieren und betraten das Denkmal „Umschlagplatz“.
Ein mehrstündiger, per Audioguide geführter Rundgang im modern gestalteten Polinmuseum informierte abschließend in hervorragender Weise zur über 1000-jährigen Geschichte der Juden in Polen und zum Holocaust.
Unsere Schulfahrt wurde von der Landeszentrale für politische Bildung, dem IBB und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Ganz besondere Dank gebührt unsrem Schulpaten, Herrn Peter Wetzel, für die tatkräftige Unterstützung und Begleitung des gesamten Projektes.
Wir bedanken uns bei unserem Reiseführer und Dolmetscher, Herrn Dr. Edward Sulek, für die ausführliche und unterhaltsame Darstellung der Geschichte.